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Das vermeintlich mühsame Geschäft - warum wir eine Alternative sein wollen

Das vermeintlich mühsame Geschäft - warum wir eine Alternative sein wollen - Restaurant.Info

Statement zu "Lieferservice oder Take-Away? Ein mühsames Geschäft…" vom 18.11.2020 auf gast.at:
https://www.gast.at/gast/lieferservice-oder-take-away-ein-muehsames-geschaeft-203432

Der Gründer von restaurant.info, Erwin Oberascher dazu:

Ich stimme Ihnen in folgendem Punkt zu: Es wäre für viele Konsumenten nützlich, wenn auf einer Plattform auf der Restaurants durchsuchbar sind - insbesondere jene die Essen zum Abholen anbieten - auch gleich das Essen bestellt werden könnte.

In Ihrem letzten Absatz rufen Sie Gastronomen aber dann doch wieder dazu auf, Gäste zu bitten, telefonisch zu bestellen. Daher weiß man nicht, welchen Service Sie nun bevorzugen oder empfehlen.

Also, www.restaurant.info ist eine Informationsplattform, die dazu dienen soll, das geeignete Restaurant zu finden. Es ist keine Bestell-Plattform. Aber natürlich wäre es nützlich, beides zu verbinden, also ein Shop-System zu integrieren. Wenn Sie das meinen, haben Sie damit völlig Recht.

Derzeit sucht man auf der Plattform ein Restaurant, klickt dann weiter zur Website dieser Gaststätte oder ruft einfach dort an und bestellt. Manche halten das für antiquiert, weil nicht komfortabel genug. Ich habe vergangenen Sonntag auf unserer Plattform nach Restaurants in der Nähe gesucht, die Essen zum Abholen anbieten. Ich habe eines gefunden, in welchem wir schon öfter zu Gast waren und ganz zufrieden waren. Ich habe auf deren Website die Speisekarte durchgesehen, dort angerufen und 30 Minuten später perfekte Mahlzeiten für uns geholt. Das war toll. Aber leider ist unser Verzeichnis der Abholbarkeit nicht so vollständig wie Google, das müssen wir zugeben.

Tatsächlich ist es einfacher, wenn man in Google eingibt oder ins Phone spricht "Ich will Steak essen" und Google schlägt vor, wo man das jetzt bestellen soll. Man klickt am Ende auf "Bestätigen" und das Steak kommt durch einen Fahrradboten zur Haustür. So vermeidet man jeden Kontakt zum Wirt. Viele Besteller auf den bekannten internationalen Essens-Bestellseiten wissen oft gar nicht, aus welchem Lokal das bestellte Essen eigentlich kommt. Der Gast wird zum User. Da ist an sich nichts Böses dran, als Wirt oder Konsument muss man das halt mögen.

Sie schreiben in Ihrem Artikel, dass es ein Nachteil von restaurant.info sei, bei der Suche nach "Steaks in Linz ..." nicht weit genug oben gelistet zu sein. Da haben Sie völlig Recht. Wir hätten nichts lieber, als diesbezüglich ganz vorne zu stehen. Aber bitte lassen Sie mich auch auf die Hintergründe aufmerksam machen, die dazu führen:

"Live is a booking" hat mal einer gesagt. Delivery Hero, Just eat takeaway etc. sind teils weltweit tätige Konzerne, die dies perfektionieren. Sie nehmen vom Wirt dann - wie Sie oben ganz richtig schreiben - ziemlich hohe Provisionen. Dieses Geld bezahlen sie zu einem großen Teil an Google, um durch Adwords in den Suchergebnislisten ganz oben zu erscheinen. Manchmal registrieren sie damit auch Domains und bauen Websites die so ähnlich aussehen wie die vom Pizzabäcker um die Ecke (ein interessanter Artikel dazu z.B. hier: https://www.wp.de/staedte/siegerland/ein-pizzabaecker-aus-siegen-fuehlt-sich-ausgeliefert-id209983409.html
Mit diesen Provisionen von den Wirten schaffen sie es also, bei Google möglichst weit oben gelistet zu werden oder auf anderen Wegen an viel Traffic zu gelangen.

Das schafft mehr Traffic, noch mehr Bestellungen, eine höhere Abhängigkeit der Restaurants, dadurch noch höhere Provisionen und ... ganz richtig, dadurch noch mehr Budget und Traffic, noch mehr Bestellungen usw. Positiv formuliert ein "Henne-Ei-Problem" für Neu-Einsteiger, negativ formuliert für einen Wirt ein "Teufelskreis". Hoteliers kennen diese Hassliebe zu Buchungsplattformen seit vielen Jahren.

Provisionsbasierte Schnittstellen halten in immer mehr Branchen Einzug. Kein Waren- oder Dienstleistungsanbieter ist von der Buchungsplattform-Ökonomie gefeit. Die Probleme entstehen meist erst dann, wenn die Plattformen eine mono- oder oligopolistische Stellung einnehmen. Aber das "The-winner-takes-it-all-Prinzip" ist das Ziel dieses Geschäftskonzepts. Daher ist Wachstum und somit Kapital entscheidend und daher sind manche Marktteilnehmer - auch in der Essens-Bestell-Branche - börsennotiert.

Sie schreiben "Da mach ich doch lieber einen kleinen Ausflug zum nächsten Supermarkt und brate mir mein Steak selbst." Ich vermute, das meinen Sie bloß sarkastisch. Auch Amazon wird mit Amazonfresh versuchen, das Einkaufen von Lebensmitteln zukünftig etwas "einfacher" zu gestalten. Da ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Amazon versucht, Restaurants bloß zu seiner verlängerten Werkbank zu machen. Das wird man dann auch ganz sicher an Top-Position auf Google finden.

Kurzum, was ich damit nahe legen möchte: Eine Informationsplattform für Restaurants mit provisionsbasierten Bestellseiten zu vergleichen ist nicht ganz fair und sinnvoll. Aucht nicht aus der Sicht der Wirte.

Aber mit Ihren abschließenden Worten "Stammkundschaft pflegen, den direkten Kontakt über Social Media und mit Flyern suchen, Gäste bitten, telefonisch zu bestellen und selbst abzuholen. Das rechnet sich für alle Beteiligten besser und ist einfacher." bin ich wieder völlig d'accord, auch wenn es Ihren Zeilen im Hauptteil widerspricht.

Erwin Oberascher
Gründer von restaurant.info

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